Von Hausbesitzern und Hausbesetzern
Es ist doch schön mal Pause zu machen und anderen zuzugucken, die noch fleißig sind. Nicht nur Bienchen und dicke Hummeln, auch allerlei Krabbeltiere, Blumen, die die Köpfe in die Sonne drehen und auch emsige Vögel. Für diese kleinen Gartenhelfer sind reichlich Häuschen angebracht und über die Jahre möchte ich fast sagen: Man kennt sich.
Ein Pärchen Gartenrotschwänze hat nun einige Jahre schon der Übermut gepackt und sich da häuslich eingerichtet, wo das nicht vorgesehen war. Das Häuschen war zur Zier gedacht. Doch wenn’s so schön aussieht, war es wohl doch zu verlockend.
Wo Licht ist, ist auch Schatten. In dem Fall ist das Häuschen recht niedrig an der Veranda angebracht. Du glaubst nicht, wie herzerweichend so ein Vögelchen tschilpen kann, wenn es in sein Nest will. Da schmeckt kein Bier mehr und hat uns oft aus dem Garten vertrieben.
Jahre später:
Schluss damit. Das Häuschen wird dieses Jahr verschlossen: „Die sollen in ein anderes Haus einziehen und dort ihr Nest bauen.“ Gesagt getan. Tür verrammelt und Zufrieden erst mal ein Gartenbier gezupft.
Ein paar Wochen später wieder Aufregung an der Veranda. Heftiger Flugverkehr. Energisches wippen, nebenbei noch empört meckern und nach einiger Zeit wieder dieses verzweifelte: „Tschilp“.
Offenbar hatten wir uns zu früh gefreut. Die Hausbesetzer sind einfach ins Dachgeschoss gezogen. Fürs kommende Jahr muss also auch dort gesperrt werden.
Ein Jahr später:
Offenbar war Familie Rotschwanz sich ihrer Sache sicher und ist etwas länger im sonnigen Süden geblieben. Bei Ankunft war die Hütte vernagelt und die anderen Häuschen schon besetzt. Es scheint geklappt zu haben, auch wenn das Häuschen jetzt einer abgewrackten Methküche gleicht.
Hut ab, man fährt die Ansprüche zurück und zieht ganz pragmatisch in den Wohnwagen. Hoffentlich gefällt es ihnen. Man sagt ja einmal Camping immer Camping. Zumindest sind sie beschäftigt und haben sich eingerichtet.
Noch ein Jahr später (2020):
Das mit dem Camping scheint zu stimmen. Es kann auch daran liegen, dass die Hütte immer noch verriegelt und verrammelt ist. So oder so, Familie Rotschwanz wird zum Dauercamper.
Und heute das: Ein nächtlicher Überfall. Ich denke eine streunende Katze, die uns regelmäßig auf die Veranda ka… hat den Wohnwagen heruntergeholt und ausgeräumt. Mistvieh.
Nicht nur, dass ich den jetzt wieder reparieren muss, auch den Hausbesetzern ist das Campen jetzt bestimmt vergangen. So ein Elend. Um diese Zeit könnte auch schon Nachwuchs da gewesen sein Jetzt kommt aus mir ein leises „Tschilp“.
Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Zwei Stunden, nachdem ich den Wagen wieder aufgestellt habe kommt Herr Rotschwanz und inspiziert die teilsanierte Bleibe.